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Hat sich mir gemocht a Schmerz

Hat sich mir gmocht a Schmerz

Schon der große jiddische Autor Scholem Alejchem sagte:
„Die meisten Übel, die sich über die Häupter meiner Brüder ergießen,
entstehen durchaus nicht dadurch, weil man uns – wie manche es sich einbilden –
zu gut kennt, sondern dadurch, dass man uns gar nicht oder fast nicht kennt!“

Literarisch-musikalische Reise durch’s Stedtl

mit Elisabeth-Joe Harriet und Bela Fischer, Geige und Klavier

Als eingängige Kulisse dienen die Bilder des bedeutenden jüdischen Malers Isidor Kaufmann.

Der Titel mag traurig klingen, aber jüdisches Leben, die Geschichten und Lieder haben neben ihrer Melancholie sehr viel Humor. Es darf also geschmuzelt und gelacht werden!

Silvia Matras, Plattform Die Bühne schreibt

Wehmütig seufzt die Geige. Sie stimmt uns ein. Auf einen Abend mit Schmerz, Schmunzeln und Lachen. Elisabeth-Joe Harriet, für Verzauberung der vielfältigsten Art zuständig, führt das Publikum durch das jüdische Leben im Jahreskreis. Gleich jammert und singt sie los: „Oje, oje, hab ich mir aus dem Mantel a Röckle gemacht. Weil das in Teile zerfiel, hab ich mir a Häubl gemacht …bis nix mehr übrig blieb als a Schnipsl und am End a Lidl.“ – In Liedform ist die jüdische Philosophie und Lebenskunst zusammengefasst – die da meint: Aus dem Wenigen doch Großes – „a Lidl“ – machen! Begleitet von Bela Fischer auf der Geige und am Klavier führt die Künstlerin ihr Publikum in das Leben einer jüdischen Gemeinde ein, erzählt über den Rabbi als zentrale Auskunftstelle für alles und jedes. Zur Auflockerung bringt sie jüdische Witze. Sie alle – nämlich die Witze – leben von diesem „Loch“ zwischen Anlauf und Auflösung, der Kunstpause, die die Überraschung vorbereitet. Harriet nennt es „Ellipse“. Ein köstliches Beispiel sei hier zitiert (Kurzfassung): Ein altes Ehepaar beim Abendmahl. Sagt er: „Wenn einer von uns beiden stirbt, ziehe ich nach Paris.“
Eine Schikse wie ich weiß nichts über jüdische Feste. Für solche kam der Abend gerade richtig! Beste Gelegenheit, über Ursprung und Inhalt etwa des Purim- oder Pessachfestes informiert zu werden. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass die jüdische Frau sich am Schabbat nicht frisieren darf – das ist Arbeit und daher verpönt. Eine Perücke löst das Problem elegant. All das und mehr hat Elisabeth-Joe Harriet in einem informativen Büchlein zusammengefasst, illustriert mit Porträts des jüdischen Malers Isidor Kaufmann (1853-1921): „Jüdischer Festkalender mit Humorbeigaben. Was Sie schon immer nicht gewusst haben! “ Hrsg. Elisabeth-Joe Harriet. Verlag Austria Nostra.
Jeder Besucher bekam auch einen Handzettel mit einer Zusammenfassung der wichtigsten jüdischen Wörter, die zum Teil auch im Wienerischen Eingang fanden, und einigen Sprichwörtern. – „Eine jüdische Seele kann man nicht ergründen“ oder „Eine Frau stellt einen auf die Füße und wirft einen von den Füßen“ – nachzulesen ebenda. In Zukunft werde ich keine E-Mails, sondern „Blizbrife“ versenden. Meschigeh!      Originallink 

Die NÖN schrieben darüber
Wer ein authentisches jüdisches Programm erleben und die jüdische Seele, das jüdische Volk, seine Lieder und seine Bräuche wirklich verstehen will, der sollte sich diesen Abend mit Elisabeth-Joe Harriet nicht entgehen lassen. Zumeist sind es ja dem Judentum affine Schauspieler, die sich mit dem Thema beschäftigen. Die Harriet ist jüdischer Abstammung, so vieles ist ihr daher selbstverständlich, ein jiddischer Abend musste endlich einmal sein.
Hinreißend bereits die Einstiegsnummer mit dem Liedel vom Mantel aus altem Stoff, und was man damit nicht noch alles machen kann. Herzerfrischend die jiddischen Geschichten und Geschichteln rund um die hohen Feiertage. Hier kommt das erzählerische und gesangliche Talent der Elisabeth-Joe Harriet voll zum Einsatz …
Und bei den eingeblendeten Bildern von Isidor Kaufmann untermalt von den berührenden Geigenklängen des Bela Fischer fühlt sich der Zuschauer zurückversetzt in die Szenerie des Stedtls. Genau genommen ein Pflichtprogramm.

Video-Clip